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News des 6. Mai 2024

Aufreger des Tages war sicherlich die von BenchLife ausgehende Nachricht über die Daten zu den kommenden "Intel Default Settings", ergänzt um die Ausführungen von Igor's Lab (welche den Gehalt der BenchLife-Meldung grundsätzlich bestätigen). Jenes "Intel Default Setting" soll bis zum 31. Mai von allen Mainboard-Herstellern als BIOS-default implementiert werden, was angesichts der hierbei offizierten Spezifikationen für erhebliche Performance-Unterschiede im vorher/nachher-Vergleich sorgen wird. Denn so weit bislang zu sehen, halten sich die "Intel Default Settings" an Gigabytes Baseline-Profil – und liegen somit noch unterhalb dessen, was bei Intel das Standard-Profil im Oktober 2022 war, kurz vor Raptor-Lake-Launch und Anhebung der Spezifikationen.

Intel 8P16E Desktop 125W PL1 PL2 ICCMax AC_LL
Intel Standard (Oktober 2022) 125W 188W 307A 1,1 mOhm
Intel Standard (Februar 2023 = März 2024) 125W 253W 307A 1,1 mOhm
Intel "Extreme Config" 253W 253W 400A 1,1 mOhm
Asus Baseline 253W 253W 280A ?
Gigabyte Baseline 125W 188W 249A 1,7 mOhm
Intel Default Settings (ab Mai 2024 verpflichtend) 125W 188W 249A ?

Gleich sind hier PL1 und PL2 auf 125/188W, der Unterschied liegt beim ICCMax: Wurde "Raptor Lake" seinerzeit mit 307A ins Rennen geschickt, sieht Gigabytes Baseline-Profil wie auch die "Intel Default Settings" hier nur noch 249A vor. Der Prozessor wird somit in seiner maximalen Leistungsaufnahme heftig eingeschränkt – und noch schlimmer ist es dann gegenüber den zumeist unlimitierten Auto-Settings der Mainboard-Hersteller. Leider noch unklar ist, wie das "Intel Default Setting" zur AC-Loadline ("AC_LL") steht bzw. ob es hier auch die von Gigabyte kommenden (heftigen) 1.7 mOhm gibt. Denn jener hohe Widerstand treibt die CPU-Spannung nach oben, womit der Prozessor zwar ständig mit deutlich mehr Saft betrieben wird, dafür aber auch schneller wärmer wird und und sich somit schneller drosselt. Hier droht ein größerer Performance-Verlust, sollten die kommenden "Intel Default Settings" auch in diesem Punkt Gigabytes Baseline-Profile entsprechen.

Derzeit läßt sich dies somit noch nicht abschließend beurteilen, auch weil Intel hieran natürlich noch feilen könnte oder aber Detail-Angaben vielleicht nicht ganz korrekt wiedergeben wurden. Für den Augenblick sieht es aber ganz danach aus, als würde Intel einen harsch großen Schritt vom unlimitierte Status auf nahezu die niedrigstmöglichen BIOS-Settings gehen – sprich, anstatt vorher Volldampf voraus nunmehr gleich Volldampf zurück. Es verwundert, dass man hier nicht einen Mittelweg finden kann, welcher zum einen nicht so offensichtlich abweichend von der Launch-Spezifikation (PL2=253W) liegt und zum anderen mehr darauf angelegt ist, die Stabilität zu gewährleisten. Natürlich läßt sich derzeit noch nicht sicher sagen, ob Intel auch eine AC-Loadline von 1.7 mOhm ansetzt (so wie Gigabye) – aber falls doch, ist dies augenscheinlich zu viel des guten, die Prozessoren laufen dann mit übermäßiger Spannung und werden damit garantiert schneller altern als vorher.

Neben der Sache der Stabilität, welche natürlich an erster Stelle stehen muß, wird sich Intel hierbei auch noch mit dem Problem des Performance-Verlusts durch diese neuen Settings herumschlagen müssen. Bei nur 188 Watt PL2 werden die Core i9 Modelle in aller Regel effektiv auf das Performance-Niveau des Core i7 eingebremst, die höhere Kern-Anzahl und leicht höheren Taktraten der nominell größeren Prozessoren kommen hier kaum noch zum Zuge. Dies kann schnell in Richtung Sammelklagen gehen, insbesondere in den Klage-freudigen USA. Noch viel breiter könnten die Implikationen auf Mainboard-Seite sein: Bisher haben die Mainboard-Hersteller schließlich Stabilität und Einhaltung des Garantie-Versprechens auf ihren Auto-Settings postuliert, welche in aller Regel einen weitgehend unlimitierten Betrieb vorsehen. Jene Settings dürfte es auch weiterhin geben, eventuell unter neuem Namen, aber inhaltlich unverändert – dies dürften sich die Mainboard-Hersteller nicht nehmen lassen bzw. hat Intel diesbezüglich wohl auch nichts gefordert.

Die Frage ist nun, ob die Mainboard-Hersteller hierfür auch weiterhin (wie bisher) die Garantie übernehmen. Noch komplizierter wird es im Fall von Prozessoren, denn hierfür wäre dann ja Intel der Ansprechpartner. Wenn diese auf einem (zukünfig manuell gesetzen) Auto-Profil aussteigen und zwar der Mainboard-Hersteller dies von der Garantie abgedeckt sieht, Intel hingegen nicht – dann steht der Anwender dennoch im Regen. Neben neuen BIOS-Settings in Form der "Intel Default Settings" muß Intel innerhalb des Monats Mai eben auch erklären, wie man rechtsicher die Garantie bei bisher verkauften Prozessoren weiterpflegen will – oder sich darauf einstellen, dass plötzlich zwangsweise herunterdefinierte Leistung dann auch zu einer nachträglichen Kürzung der Kaufsumme führen können. Und auch für diese rechtliche Problematik wäre es im Sinne Intels eigentlich besser, wenn das zukünftige default-Profil sich möglichst nahe der Spezifikation zum Launchtag bewegt – und nicht wie vorstehend zu sehen so deutlich abweichend ausfällt.  (Foren-Diskussion zu "Intels Stabilitäts-Probleme")

Laut Twitterer & Leaker Kopite7kimi ändert nVidia die Release-Reihenfolge der GeForce RTX 50 Serie: Nicht die GeForce RTX 5090 kommt als erstes, sondern die GeForce RTX 5080. Dies muß natürlich nicht bedeuten, dass es einen wirklich großen Zeitabstand zwischen beiden Grafikkarten gibt – jener kann auch nur ein paar Wochen betragen. Beide Grafikkarten könnten durchaus noch im Jahr 2024 erscheinen, zumindest eine davon soll ziemlich sicher noch 2024 erscheinen. Allerdings bedeutet diese Release-Reihenfolge, dass sich nVidia sicher darüber ist, mit der GeForce RTX 5080 die bisherige GeForce RTX 4090 schlagen zu können – vielleicht nur minimal, aber immerhin. Denn nur dann macht diese Release-Reihenfolge wirklich Sinn. Zu früheren nVidia-Generationen war dies sogar normal – aber seinerseits war es auch vergleichsweise normal, dass die neuere 80er Lösung die frühere 80Ti abrassiert. Wenn jedoch die GeForce RTX 5080 die GeForce RTX 4090 schlagen können soll, muß sich nVidia ganz schön strecken.

It's not ture. RTX 5080 should be released first.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 7. Mai 2024

Immerhin stehen hier nur 96 Shader-Cluster an einem 256-Bit-Interface beim GB203-Chip den 128 (freigeschalteten) Shader-Clustern an einem 384-Bit-Interface der GeForce RTX 4090 gegenüber. Bei der Speicherbandbreite wird dies wohl niemals zugunsten der neueren Lösung ausgehen, dafür ist der Effekt des +50% breiteren Interfaces einfach zu erheblich. Doch bei der Bandbreite reicht es für neuere Modelle erfahrungsgemäß aus, auch nur halbwegs nahe heranzukommen – der Rest wird dann über Architektur-Verbesserungen erledigt. Bei der Rechenleistung muß die GeForce RTX 5080 jedoch den Nachteil von +33% mehr Shader-Clustern der GeForce RTX 4090 auch wirklich aufholen, ohne dass ist keine Performance-Führerschaft denkbar. Dies geht über Mehrtakt sowie wiederum Architektur-Verbesserungen, dürfte aber dennoch am oberen Rand dessen sein, was man von der "Blackwell-Architektur" im Gaming-Bereich erwarten kann. Dass sich nVidia hingegen auf Spielereien wie "Frame Generation" zurückzieht, um mittels der GeForce RTX 5080 die GeForce RTX 4090 zu schlagen, passiert hoffentlich nicht – weil absehbar ist, dass nVidia eine solche Strategie um die Ohren fliegen würde.

VideoCardz zeigen auf Basis eines Leaks von der Asus-Webseite reihenweise geplante "Strix Point" Notebooks seitens Asus. Zu selbigen liegen sogar schon die Modellnummern vor, ergo sind diese Hardware-Projekte wohl bereits über die Konzeptions-Phase hinaus und denkbarerweise bereits in der Validierungs-Phase. Passend hierzu weisen nochmals VideoCardz auch noch auf einen entsprechenden Teaser seitens Lenovo hin. Auf eine Computex-Vorstellung von "Strix Point" muß man allerdings nicht zwingend hoffen, AMD dürfte hierbei erst einmal den Startschuß für "Zen 5" im generellen Maßstab geben, wobei die entsprechenden Mobile-APUs gewöhnlich immer etwas später als die Desktop-Prozessoren kommen. Aber dies ergibt die Hoffnung darauf, dass "Strix Point" vergleichsweise früh spruchreif wird, somit noch dieses Jahr gelauncht und denkbarerweise sogar verfügbar wird – im klaren Gegensatz zum bisherigen Ablauf bei AMD im Mobile-Segment (Jahresanfangs-Launch, Verfügbarkeit sich tröpfelnderweise erst im nachfolgenden Sommer einstellend).